Verantwortung übernehmen – Vertrauen zurückgewinnen: Bischof Gerber bittet um Entschuldigung – Bericht der Unabhängigen Kommission als Meilenstein der Aufarbeitung

20. Jun 2025

Mit eindringlichen Worten hat Bischof Dr. Michael Gerber auf die Vorstellung des Abschlussberichts der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda reagiert. In einem ersten Statement bat er Betroffene um Entschuldigung, bekannte institutionelles Versagen und kündigte weitere Schritte an. Die Veröffentlichung sei ein Meilenstein – nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Abschnitts im Aufarbeitungsprozess.

Verantwortung übernehmen – Vertrauen zurückgewinnen: Bischof Gerber bittet um Entschuldigung – Bericht der Unabhängigen Kommission als Meilenstein der Aufarbeitung

Mit eindringlichen Worten hat Bischof Dr. Michael Gerber auf die Vorstellung des Abschlussberichts der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda reagiert. In einem ersten Statement bat er Betroffene um Entschuldigung, bekannte institutionelles Versagen und kündigte weitere Schritte an. Die Veröffentlichung sei ein Meilenstein – nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Abschnitts im Aufarbeitungsprozess.

„Der heutige Tag ist ein schwerer Tag – vor allem für diejenigen, die sexualisierte Gewalt durch kirchliche Verantwortungsträger erfahren haben“, sagte Bischof Dr. Michael Gerber am Dienstag nach der Vorstellung des Abschlussberichtes der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda. Der Bericht dokumentiere „schwarz auf weiß das Leid von Betroffenen – und wie Vertreter der Kirche in vielen Fällen unangemessen damit umgegangen sind“.

Gerber erinnerte daran, dass viele Menschen Kirche nicht als schützenden, sondern als verletzenden Ort erlebt hätten. „Wir haben als Bistum Schuld auf uns geladen. Wir haben nicht zugehört. Kirchliche Strukturen haben versagt.“ Als Bischof von Fulda bat er daher um Entschuldigung – „vor allem bei den Betroffenen, aber auch bei allen, die ihr Vertrauen in das Bistum verloren haben“, so Gerber. „ Ich verstehe und akzeptiere auch, dass eine Bitte um Entschuldigung allein nicht genügt. Ich als Bischof und wir als Bistum werden auch weiterhin hart daran arbeiten, dass dieses Vertrauen wieder wachsen kann.“

Respekt vor den Betroffenen

In den vergangenen Jahren hatte Bischof Gerber persönliche und intensive Gespräche mit Betroffenen geführt, wie er in seinem Statement betonte. Diese Begegnungen hätten ihn sehr bewegt und seine Haltung zur Aufarbeitung entscheidend mitgeprägt.

Gerber betonte, dass die Aufarbeitung nicht aus institutionellem Interesse, sondern aus Respekt vor den Betroffenen geschehe. „Nur wer sich seiner Vergangenheit stellt, kann verantwortet in die Zukunft gehen.“ Es sei entscheidend, wie das Bistum nun mit dem Bericht umgehe, denn das habe Auswirkungen darauf, ob Betroffene erleben, dass ihr Leid gesehen, anerkannt und ernst genommen werde, betonte Gerber. Der Bischof kündigte an, dass die Bistumsleitung den Bericht nun intensiv lesen und auswerten werde. Erste Einordnungen und Perspektiven sollen am 26. Juni 2025 (Donnerstag) bei einem Medientermin des Bistums Fulda vorgestellt werden. Zudem werde es noch vor der Sommerpause ein Gespräch mit der Kommission über deren Erkenntnisse und Empfehlungen geben.

Bischof Gerber dankte der Unabhängigen Kommission unter Vorsitz von Gerhard Möller für ihre jahrelange, intensive Arbeit. Sein Dank galt dabei auch den ehemaligen Kriminalkommissaren für ihre akribische Arbeit sowie Simone Müller von der Geschäftsstelle, die die Kommission über Jahre hinweg organisatorisch unterstützt hat. Besonders würdigte Gerber aber die Offenheit der Betroffenen, die sich eingebracht haben – sei es durch Mitarbeit in Gremien oder durch persönliche Gespräche. „Ihre Offenheit war und ist von unschätzbarem Wert.“ Sein Dank galt auch allen, die sich im Bistum Fulda, vor allem im Bereich Prävention und Intervention, engagieren. „Gemeinsam arbeiten wir daran, dass das Bistum Fulda ein sicherer Ort ist – ein Ort, an dem wir alles dafür tun, Missbrauch zu verhindern, Betroffenen zuzuhören und Verantwortung zu übernehmen.“

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda wurde im September 2021 gegründet. Sie arbeitet vollständig unabhängig von der Diözesanleitung und orientiert sich an bundesweiten Standards. Diese verbindlichen Kriterien wurden 2020 gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung entwickelt und garantieren eine systematische, transparente und unabhängige Aufarbeitung. Die Kommission ist multiprofessionell besetzt mit Fachleuten aus Justiz, Sozialarbeit, Wissenschaft, öffentlicher Verwaltung sowie Betroffenenvertretern. Vorsitzender ist der Jurist und frühere Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller.

Zwei Schwerpunkte

Zwei Arbeitskreise bildeten das Rückgrat der Aufarbeitung: „Betroffene hören“ und „Akteneinsicht“. In vertraulichen Gesprächen außerhalb kirchlicher Räume konnten Betroffene ihre Erfahrungen schildern. Parallel wurden systematisch Personalakten seit 1945 ausgewertet – unterstützt von pensionierten Kriminalbeamten. Die Aktenarbeit dieser ehemaligen Kommissare war eine Besonderheit der Fuldaer Kommissionsarbeit: Mit ihrer kriminalistischen Erfahrung konnten sie große Aktenmengen effizient analysieren und auffällige Vorgänge gezielt identifizieren.

Die Kommission informierte regelmäßig über ihre Arbeit, etwa durch Zwischenberichte, Pressegespräche, Flyeraktionen und eine eigene Website. Aufgrund der Komplexität der Aufgabe wurde die Berufungszeit bis September 2025 verlängert. Die Arbeit der Kommission wurde kritisch begleitet vom gemeinsamen Betroffenenbeirat der Bistümer Fulda und Limburg.

Den Abschlussbericht und weitere Infos der Unabhängigen Kommission finden Sie im Internet unter: www.nur-mit-mut.de

„Kirche hat versagt und muss aus Fehlern lernen“

In einer Pressemitteilung bezeichnet Stefanie Klee, Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Fulda, die Ergebnisse der Studie zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Fulda als erschütternd. Der Katholikenrat ist ein gewähltes Laiengremium, das die katholischen Gläubigen im Bistum vertritt. „Die Verbrechen der Priester offenbaren eine Doppelmoral. Nächstenliebe zu predigen, in der Beichte Sünden loszusprechen und selbst unschuldige Menschen sexuell zu missbrauchen, ist einfach scheußlich“, schreibt Klee.

Es sei unverständlich, warum die damalige Bistumsleitung keine strafrechtlichen Schritte eingeleitet hatte. Klee: „Der Fokus lag nicht auf den betroffenen Personen, sondern darauf, den Täter zu schützen. Dieses Vorgehen zeigt deutlich das Versagen der Kirche. Wir verurteilen es aufs Schärfste.“ Auch Teile der Gesellschaft hätten nicht reagiert, obwohl sie von Missbrauchsfällen wussten. - Klee dankt der Kommission für ihre Arbeit. „Die Studie bietet nun die Chance, die Vergangenheit aufzuarbeiten und aus Fehlern zu lernen. In der katholischen Kirche Deutschlands wurden mit dem Synodalen Weg einige Prozesse angestoßen, die die Strukturen innerhalb der Kirche verändern werden.“ Der Sprecher der Betroffenen habe der Bistumsleitung mit auf den Weg gegeben, den Bericht als Verpflichtung zu verstehen. „Das können wir als Katholikenrat nur unterstreichen. Wir werden uns intensiv mit der Studie beschäftigen und die Bistumsleitung bei ihren daraus entstehenden Handlungen kritisch und konstruktiv begleiten, erklärt Klee abschließend.