07. Nov 2023
Hier erfahren Sie alle Neuigkeiten rund um den Einsturz unseres Kirchendaches der Elisabethkirche, u.a. den Bericht der Berufsfeuerwehr, Besuch unseres Bischofs und weiterführende Links und Berichte.
Die Pfarrei hat bei ihrem Kirchbauverein ein Spendenkonto eingerichtet. Den gemeinnützigen Förderverein gibt es seit der letzten Sanierung der Elisabethkirche in den 80er Jahren. „Jeder Cent hilft uns und ist ein starkes Signal zum Erhalt dieses wichtigen Ortes für die Menschen in der Stadt Kassel“, so Franz Bartmann, Vorsitzender des Kirchbauvereins.
Wer sich mit einer Spende beteiligen will, kann das steuerlich absetzbar tun auf das Konto Kirchbauverein St. Elisabeth:
Evangelische Bank
GENODEF1EK1
DE30 5206 0410 0000 0025 69
Kirchliche Vielfalt in fruchtbarer Spannung der Einheit, die Jesus Christus schenkt
Liebe Schwestern und Brüder!
Erinnern Sie sich noch an die Perle? Unzählige solcher Perlen lagen während unserer Installation anlässlich der Documenta in jenem Gefäß mitten in der Elisabethkirche. Wir waren eingeladen, uns eine Perle mitzunehmen. Die Perle, die ich mir beim Eröffnungsgottesdienst mitnahm, liegt seither – passenderweise in einer Muschel – an einem besonderen Ort in meiner kleinen Hauskapelle. Bei jeder Gebetszeit schaue ich auch auf die Perle.
Ich glaube, dass uns diese Perle viel erzählen kann, wenn es um die kirchliche Vielfalt in fruchtbarer Spannung der Einheit geht, die Jesus Christus schenkt. Warum?
Schauen wir auf die Heilige Elisabeth. Im Bild der Perle ausgedrückt, können wir sagen, Elisabeth war eine ausgeprägte Perlentaucherin. Was meine ich damit? Elisabeth, die Landgräfin, ist eingetaucht in das bitterarme, notvolle Leben derer, von denen sich die Adeligen der feinen Gesellschaft zutiefst abgestoßen fühlten: Gestank, Krankheitserreger, verdreckt, nach Unrat und Urin riechend. Weit weg war das von der Wartburg, ganz da unten. Elisabeth ist eingetaucht in das Leben dieser Menschen „da unten“. Sie hat ihnen konkret geholfen. Beispielhaft für viele konkrete Hilfen steht das Brot.
Doch Elisabeth – der Perlentaucherin – ging es um mehr. Dafür stehen die Rosen. Brot, Seife, Medizin und vieles andere sind unabdingbar, damit ein Mensch menschlich leben kann. Brot, Seife, Medizin und vieles andere schenke ich einem Menschen also, damit er oder sie menschlicher leben kann. Und die Rose? Mit ihr zeige ich einem Menschen, wie dankbar ich dafür bin, dass er oder sie Mensch ist, wertvoll ist, ohne, dass sie oder er etwas dafür tun muss. Mit der Rose zeige ich, dass ich daran glaube, dass in diesem Menschen eine wunderbare Perle verborgen ist. Mag die Schale auch noch so rau sein, ich glaube an die Perle in meinem Gegenüber.
Das ist ein wesentlicher Aspekt, wenn es darum geht, in Spannungen zwischen Menschen die Einheit zu erfahren, die Jesus Christus schenkt. Bei aller Spannung, bei allem, was mir da entgegenkommt, ich glaube an die Perle im Anderen. Und wenn ich mich noch so überwinden muss – in der Heiligen Elisabeth habe ich da eine gute Begleiterin. Einheit in fruchtbarer Spannung, das bedeutet immer wieder runter von der Burg, hinein in das Befremdliche auf der Suche nach der Perle. Ich glaube, die Heilige Elisabeth bietet auch heute Grundkurse und Fortbildungskurse für Perlentaucherinnen und Perlentaucher an und wir sind mittendrinnen.
Denn das mit der fruchtbaren Spannung ist nicht harmlos. Was ist, wenn die Spannung zu groß wird? Bei Elisabeth war das der Fall. Die Spannung zwischen ihrem Tun und den Normen der höfischen Gesellschaft war sehr groß. Dahinter steckten zur damaligen Zeit große Fragen der Kirchenentwicklung. Die Frage damals: Ist das, was Elisabeth inspiriert von der großen Armutsbewegung des Mittelalters als Landgräfin da praktizierte, ist das was nur für ein paar „erlesene Spinner“ oder soll das für die Kirche und die damalige Gesellschaft kulturprägend sein. Als Elisabeths Mann überraschend stirbt, wird die Spannung zur Verwandtschaft zu groß und die junge Mutter muss die Wartburg verlassen. Das ist die schmerzvolle Erfahrung von Elisabeth in ihren jungen Jahren: Die Spannung kann zu groß werden, das Band kann reißen. Wie viele von uns haben auch diese Erfahrung gemacht?
Fruchtbare Spannung – ist das einer der vielen Begriffe in unserer Kirche, die Schmerzvolles schönreden? Seit dem Montag vergangener Woche kommen mir – und wohl vielen anderen auch – ganz andere Bilder in den Kopf, wenn von Spannung die Rede ist. Spannung im Kirchengebälk. Es knackt und kracht in der Kirche. Der Druck und die Spannung sind allzu groß. Was war schuld? Zu großer Druck von außen, ungenügendes Material, einfach Zahn der Zeit, das Überkommene, lange Zeit Tragende, trägt nicht mehr? Wir forschen noch nach den Ursachen. Die Folge jener Überspannung: Was schützen sollte, bringt Menschen unvermittelt in Lebensgefahr. Gutes Zureden hilft da nicht, positives Denken genauso wenig. Gilt das in unserer Kirche nur für das Kirchendach?
Irgendwann krachte es also. Die Folgen sind bekannt, wir sind dankbar, dass niemand physisch verletzt wurde. Würde heute jemand in die Elisabethkirche gehen, so würde er auch bei intensiver Suche keine Perle finden, sondern nur Schutt. Weil die Spannung zu groß war. Außerdem wäre es lebensgefährlich. Ein einfacher Bauhelm würde nicht genügen, um sich angemessen zu schützen. Heilige Elisabeth, was passiert da gerade? Ist das ein Perlentauchkurs für Fortgeschrittene?
Wer jetzt in der Kirche nach einer Perle sucht, findet keine. Wer jetzt in der Kirche nach einer Perle sucht, findet keine. Dieser Satz als Jahresmotto für 2024 wäre vermutlich wenig schmeichelhaft. Keine Perle ist mehr in der Kirche. Vielmehr erleben wir die Folgen geborstener Spannung - Bilder, aufgenommen von Drohnen, die uns bewegen. Ein solches Foto wurde mir gestern zugesandt. Es lässt mich nicht mehr los. Ich habe es Ihnen mitgebracht. In der Mitte hängt immer noch an der Chorwand von St. Elisabeth das Kreuz, den allermeisten von uns sehr bekannt. Genau auf dieses Kreuz würden wir jetzt miteinander schauen, wenn da nicht der Montag vor einer Woche gewesen wäre.
Das Kreuz hängt immer noch in der Mitte. Aus der heutigen Perspektive hängt es mittendrin – mitten in der geborstenen Spannung. Mir hat dieses Motiv noch einmal neu erschlossen, worum es geht, wenn wir von Jesus und der Spannung sprechen. Er Jesus, ist mittendrin. Er ist gerade da, wo die Spannung zur Überspannung wurde und der Riss sich auftat, größer oder kleiner. ER – Jesus – ist gegenwärtig im Riss, im Staub und in den Scherben unseres Lebens. Auf eine so krasse Installation, wie sie uns gerade die Elisabethkirche bietet, auf eine so krasse Installation wäre in 100 Jahren keine Künsterin, kein Künstler der Documenta gekommen. ER, Jesus im Riss und ER im Kreuz zugleich selbst getroffen vom Geschehen. Auch im Kreuz hängt ein Stück der heruntergefallenen Decke.
Wo die Spannung zu groß wird – ER im Riss unserer Kirche und ER im Riss unseres Lebens. Das war die Grunderfahrung der Heiligen Elisabeth, als sie sich bei denen, die ganz unten sind, in Marburg wiederfand.
Und mir scheint es, als ob Elisabeth uns mit ihrer so ramponierten Kirche, die ja eigentlich unsere ramponierte Kirche ist, mir scheint, als ob sie uns heute sagen will: Sorgt Euch nicht jetzt darum, wie soll da was wieder aufgebaut werden. Sorgt Euch darum nicht jetzt. Lasst da jetzt, in diesen Wochen erst mal die Fachleute und Statiker ran.
Aber sorgt euch umso mehr
um das andere Dach, um das weite Zelt, von dem der Herr zum Propheten Jesaja
spricht: „Macht den Raum meines Zeltes weit…“ Sucht die Perlen
gerade bei denjenigen, die Euch fremd sind, deren Leben und Überzeugungen in
einer Spannung zu Eurem Leben und Euren Überzeugungen sehen. Spannt dieses
Zelt, das ich damals von Ungarn bis nach Thüringen und von der Wartburg bis
nach Marburg gespannt habe. Spannt dieses Zelt zwischen Elisabeth und Martin,
zwischen evangelisch und katholisch, zwischen Baunatal und Sankt Familia, zwischen
denen in der Ukraine, für die ihr die Hilfsgüter packt und jenen, deren Städte
im Heiligen Land ihr in den Texten der Heiligen Schrift findet. Spannt dieses
Zelt und findet Jesus in der Perle, die in jedem Menschen verborgen ist. Spannt
dieses Zelt und findet Jesus in der Perle – und im Riss. Amen.
Am 6. November war das Dach der Elisabethkirche aus bisher noch unbekannten Gründen eingestürzt. Ein Mitarbeiter wurde leicht verletzt. Zum Glück fand zum Zeitpunkt des Einsturzes kein Gottesdienst oder eine andere Veranstaltung in der auch als Kulturkirche genutzten Kirche statt.
Das mit der Ursachenforschung und Klärung der Gebäudesicherheit beauftragte Ingenieurbüro HAZ aus Kassel hat Fachleute der Technischen Universität an seiner Seite. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Aktuell liegt ein durch die Stadt Kassel ausgesprochenes Betretungsverbot vor. Franz Bartmann koordiniert die technischen Abläufe für den Kirchenvorstand und hofft, dass die Wohnungen und Nebenräume zeitnah wieder genutzt werden können. „Die Kirche wird ab heute eingerüstet und der Bereich über der Orgel, über der das alte Dach festhängt, wird abgedeckt. Teile der Kirche bleiben zunächst oben offen, damit dann auch die Demontage und das Ausräumen durchgeführt werden können.“ Die Orgelempore wurde zwischenzeitlich abgestützt. „Über den Zustand der Bosch-Bornefeld-Orgel kann man sich aktuell noch kein Bild machen“, so Regionalkantor Thomas Pieper.
Pfarrer André Lemmer ist am Freitag von seiner Dienstreise aus den USA zurück. Am Abend wird es mit Bischof Dr. Michael Gerber (Fulda) am traditionellen Elisabethtag den Gottesdienst und Empfang für Haupt- und Ehrenamtliche geben. Der eigentlich in der Kirche geplante Gottesdienst um 19 Uhr beginnt jetzt mit einem Gebet vor der Kirche. Danach ziehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer musikalischen Vesper in die evangelische Martinskirche. Lemmer: „Die Mitglieder unserer Gemeinde haben seit vorletztem Montag enormes geleistet und ich bin froh, sie jetzt als Pfarrer auch wieder vor Ort und nicht nur über das Telefon unterstützten zu können. Auch als Seelsorger für die Menschen, die das Unglück miterlebt haben und Menschen, die um das Gebäude als langjährige Heimat trauern. Es gibt viele Gemeindemitglieder, die diese Kirche mit gebaut haben und hier seit über 70 Jahren ihr kirchliches und spirituelles Zuhause hatten.“
In der Elisabethkirche finden bis auf Weiteres keine Gottesdienste statt. Die dort beheimateten Gemeinden wurden auf andere Kirchorte der Pfarrei Sankt Elisabeth ausgelagert, wie z.B. die Kirche St. Bonifatius an der Weserspitze und die Kapelle auf der Hasenhecke. In den nächsten Wochen wird sich die Gemeinde mit einem langfristigen Konzept und auch den Angeboten beschäftigen, in Nachbarkirchen auszuweichen und Kooperationen zu starten.
Der Kirchengemeinde gehört das Gebäude und ist auch finanziell voll in der Pflicht. Zuschüsse durch das Bistum Fulda sind dabei möglich. „Wir als Kirchengemeinde sind in verschiedenen Restaurationsprojekten finanziell stark beansprucht. Wir werden nun zusätzlich hohe Ausgaben zu stemmen haben. Das Bistum wird sicher unterstützen, aber auf uns kommt eine große finanzielle Aufgabe zu.“, so Pfarrer André Lemmer. Allein das provisorische Dach wird zusätzlich zum aufwendigen Aufbau nach seinen Angaben mehrere Tausend Euro Miete pro Monat kosten.
„Gleichzeitig zur Koordination von Ursachenforschung, Wegräumen von Schutt und Konzepten für den Wiederaufbau koordinieren wir die enorme Spenden- und Hilfsbereitschaft.“ Georg Klein ist Sprecher des Pfarrgemeinderates, in dem sich Ehrenamtliche für die unterschiedlichen Aufgaben und Orte der Pfarrei Sankt Elisabeth engagieren. Er ist überwältigt von den Ideen und Anfragen, die beim Pfarrbüro eingehen. „Es melden sich vor allen Dingen Menschen, die in dieser Kirche geheiratet haben oder hier aktiv waren, aber auch Kulturschaffende, die den Ort durch Kooperationen bei Konzerten oder Ausstellungen zur documenta erlebt haben, wie zuletzt Birthe Blauth. Wir sind froh über die Solidarität.“ Besonders Kulturschaffende seien sensibilisiert und bereit, sich für den Ort zu engagieren. Sie seien im Kulturbeirat der Stadt Kassel auch schon über den aktuellen Stand informiert worden. „Aktuell braucht die Gemeinde Geld und Unterstützung für die Sicherung des Gebäudes und der Orgel. Wie und ob die Kirche wieder aufgebaut werden kann, kann erst nach den Gutachten entschieden werden, so Pfarrer Lemmer.
Prof. Dr. Martin Eberle, Direktor des Hessen Kassel Heritage, hat angeboten, bei der Sicherung und Aufbewahrung der in der Elisabethkirche gelagerten Tischbein-Gemälde zu helfen. Die Bilder hingen in der alten Elisabethkirche und kamen nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg über verschiedene Orte zurück in die neue Elisabethkirche und ins Dommuseum nach Fulda. Drei Gemälde befinden sich hinter der Orgel.
Am 15. Dezember wird es um 19 Uhr in Karlskirche, nur wenige Meter von der Elisabethkirche, ein erstes Benefizkonzert geben. Stefanie Pörtner vom „Musik- und Kulturkreis Kassel“ organisiert es. Zugesagt haben u.a. schon Julia Reingardt (Klavier, Orgel), Yana Krasutskaya (Violine), Christian Henne (Orgel), Hans Christian Richter (Tenor), Claudia Riemann (Chanson-Sängerin). Vom Staatstheater Kassel haben Hailing Piao (Sopran) und Susy Riminucci (Violine und Bratsche) zugesagt. Die Moderation hat Kerstin Leitschuh (Citypastoral Kassel).
Am 13. Juli 2024 findet der 4. Schlossball Wilhelmshöhe im Ballhaus statt. Der Vorsitzende Thomas Träbing sagt: „Kassel braucht diese Elisabethkirche. Deshalb spenden wir bis zum 24.12.23 für jede gekaufte Eintrittskarte des Schlossballs am 13.7.24 für die Sicherung der Elisabethkirche und einen hoffentlich möglichen Wiederaufbau jeweils 5 Euro. Zusammen ist man stark!“ Karten gibt es www.schlossball-kassel.de
Jörg Reddin ist als Kirchenmusiker in Arnstadt für alle Kirchen der evangelischen Kirchengemeinde – nicht zuletzt die Johann-Sebastian-Bach-Kirche – und als Kreiskantor für den Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau tätig. „Als ich letzte Woche die Nachricht bekam, dass das Dach der Elisabethkirche eingestürzt ist, war ich sehr bestürzt. Gemeinsam mit dem Bachchor haben wir 2015 in der Elisabethkirche am 3. Oktober den ökumenischen Gottesdienst mitgestaltet.“ Die Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth Arnstadt wird in Kassels Partnerstadt im Rahmen ihres Patronatsfestes der Namenspatronin der Heiligen Elisabeth am kommenden Sonntag eine Sondertürkollekte für die Elisabethkirche in Kassel halten wird. „Der Bachchor Arnstadt wird am Ende der kommenden Proben sammeln und so unsere Städtepartnerschaft wieder mehr festigen“, so Jörg Reddin. „Zu Festen nach Kassel mitzukommen, das Altstadtfest und Konzerte in der Martinskirche musikalisch mitzugestalten ist das eine. Doch jetzt, wo Not ist, zu helfen, ist das viel, viel Wichtigere.“ Die Verantwortlichen aus Arnstadt sind mit der Pfarrei Sankt Elisabeth in Kontakt. Pfarrer André Lemmer kündigt schon jetzt einen Antrittsbesuch in Arnstadt an.
Die Pfarrei hat bei ihrem Kirchbauverein ein Spendenkonto eingerichtet. Den gemeinnützigen Förderverein gibt es seit der letzten Sanierung der Elisabethkirche in den 80er Jahren. „Jeder Cent hilft uns und ist ein starkes Signal zum Erhalt dieses wichtigen Ortes für die Menschen in der Stadt Kassel“, so Franz Bartmann, Vorsitzender des Kirchbauvereins. Wer sich mit einer Spende beteiligen will, kann das steuerlich absetzbar tun auf das Konto Kirchbauverein St. Elisabeth, Evangelische Bank GENODEF1EK1, DE30 5206 0410 0000 0025 69.
Wer Ideen für Unterstützung oder Benefizaktionen hat, kann sich an das Pfarrbüro mit der Mailadresse pfarrei.elisabeth-ks@bistum-fulda.de wenden.
Informationen gibt es auf der Homepage www.elisabeth-kassel.de und der Facebookseite www.facebook.de/elisabethkirche und bei Instagram unter https://www.instagram.com/elisabethkirchekassel.
Fragen & Antworten:
Den aktuellen Stand findet man auch der Seite der HNA:
Beiträge:
https://www.domradio.de/artikel/grosse-betroffenheit-nach-einsturz-der-kirche-kassel
https://www.domradio.de/artikel/experten-untersuchen-ursache-fuer-kircheneinsturz-kassel
https://www.katholisch.de/artikel/48677-experten-untersuchen-ursache-fuer-kircheneinsturz-in-kassel
https://www.domradio.de/artikel/kasseler-elisabethkirche-erhaelt-ein-notdach
https://www.hna.de/kassel/war-kleber-ursache-fuer-unglueck-92678818.html
https://www.evangelische-zeitung.de/kasseler-elisabethkirche-erhaelt-notdach
https://www.domradio.de/artikel/kasseler-elisabethkirche-erhaelt-ein-notdach
https://www.hna.de/kassel/unglueck-war-kleber-ursache-fuer-92678818.html
https://www.hna.de/kassel/ab-montag-sperrung-fuer-kran-92687790.html
https://www.domradio.de/artikel/teile-der-kasseler-elisabethkirche-mit-notdach-bedeckt
https://www.hna.de/kassel/notdach-fuer-elisabethkirche-untersuchungen-im-januar-92698568.html
Filme:
https://www.youtube.com/watch?v=GK--iCVQFu4
https://www.zdf.de/nachrichten/hallo-deutschland/kassel-kirche-dach-einsturz-100.html
Elisabeth Kirche in Kassel liegt in Trümmern – Gemeinde muss umziehen I hessenschau - YouTube
Liebe Schwestern und Brüder,
tief getroffen haben mich die Bilder unserer Elisabethkirche erreicht. Dort ist am heutigen Tag gegen Mittag, 80 Jahre seit der letzten Zerstörung, das Kirchdach eingestürzt und hat einen, bisher nicht zu ermessenden Schaden hinterlassen. Ich bin Gott dankbar, dass kein Mensch verletzt wurde.
Bisher ist noch nicht geklärt, wie es dazu kommen konnte, wir werden aber mit Hochdruck daran arbeiten, die Ursache zu finden.
Gerade jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, erreichen mich viele Nachrichten. Viele Menschen sprechen uns ihr unterstützendes Gebet zu, viele fragen, wie sie selbst noch helfen können. Ich bin sehr dankbar, dass wir von so vielen unterschiedlichen Seiten diese Unterstützung erfahren.
Liebe Schwestern und Brüder,
so bedrückend die Bilder sind, so aufbauend sind die Nachrichten. So groß die Hilflosigkeit beim Anblick der Zerstörung ist, so sicher macht mich der Beistand so vieler Helfer aus unserer Gemeinde, die mit Sachverstand und hohem Einsatz sofort an Ort und Stelle waren. Dafür möchte ich schon jetzt danke sagen.
Auch vor 80 Jahren haben sich schnell Helfer gefunden um das Chaos in Ordnung zu bringen und einen Neustart zu ermöglichen und auch heute weiß ich: auch wir werden das Chaos beseitigen, auch wir werden gemeinsam einen Neubeginn wagen und auch uns wird er gelingen.
Ihr André Lemmer
Liebe Schwestern und Brüder,
in den Pfarreien und muttersprachlichen Gemeinden in Kassel,
der Einsturz des Daches der Elisabethkirche hat bei vielen eine große Bestürzung ausgelöst. Bei aller Dramatik sind wir vor allem dankbar, dass niemand zu Schaden gekommen ist, was angesichts der Vielzahl an Menschen, die sich in den Tagen zuvor zu Gottesdiensten und weiteren Veranstaltungen dort versammelt hatte, alles andere als selbstverständlich ist. Wir dürfen Gott zutiefst dankbar sein, dass kein menschliches Leben ernsthaft zu Schaden kam.
Für viele von Ihnen ist die Elisabethkirche eine Heimat, für noch mehr Personen – auch für mich persönlich – ist der Kirchenraum mit sehr wertvollen Erfahrungen verbunden. Auch vor diesem Hintergrund sind die jetzigen Bilder sehr schmerzlich. Manches scheint unwiderruflich verloren, insbesondere die Orgel mit ihrem herausragenden Stellenwert in der hessischen Orgellandschaft. Dankbar verbunden bin ich all jenen, die sich derzeit an der Unglücksstelle in verschiedener Weise engagieren. Zugleich danken wir unseren evangelischen Geschwistern für die verschiedenen Zeichen der Solidarität und konkreten Hilfe.
An diesem Sonntag, dem 12. November, werde ich zur Firmung in Kassel‐Lohfelden sein. Auch das ist für mich eine gute Gelegenheit, mich mit Ihnen im Gebet zu verbinden. Wenige Tage darauf feiern wir das Fest der heiligen Elisabeth. Dazu hätte es einen Gottesdienst in der Elisabethkirche gegeben. Derzeit sind die Vorbereitenden dabei, einen neuen, angemessenen Rahmen für diese Feier zu finden. Als Zelebrant und Prediger lade ich Sie auch meinerseits herzlich ein, am 17. November um 19.00 Uhr auf den Platz vor der Elisabethkirche zu kommen. Hier wollen wir mit einer kleinen Statio beginnen und dann in die Martinskirche ziehen.
Martin und Elisabeth sind zwei Heilige, die gerade angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit eine Botschaft für uns haben und unseren Blick weiten, um die großen, existentiellen Dramen an vielen Orten unsere Welt nicht aus den Augen zu verlieren. Wir sind hier aufs Neue auf einen langen Atem angewiesen: der Solidarität, der geschwisterlichen Verbundenheit sowie angesichts so vieler Spannungen auf einen langen Atem des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
Herzlich lade ich Sie zusammen mit den Verantwortlichen vor Ort zur gemeinsamen
Feier des Elisabethtages ein.
Ihnen allen Gottes Segen
und Grüße der Verbundenheit
Dr. Michael Gerber
Gegen 12:59 Uhr gingen mehrere Notrufe bei der Leitstelle der Berufsfeuerwehr Kassel ein, dass in der Kirche St. Elisabeth am Friedrichsplatz in Kassel das gesamte Kirchendach eingestürzt sein soll. Aussagen zu verletzten Personen im Gebäude konnten durch die Anrufer nicht getroffen werden. Der Rüstzug der Feuerwehr Kassel traf wenige Minuten später ein und erkundete die Lage. Vor Ort bestätigte sich die Alarmmeldung. Für die Feuerwehr stellte sich die Lage in der Form dar, dass das Dach auf der gesamten Gebäudelänge eingestürzt war. In dem Kirchenraum befand sich eine männliche, leichtverletzte Person, die von den Rettungskräften in Sicherheit gebracht und im Rettungswagen ärztlich versorgt wurde. Die Feuerwehr sicherte die Einsatzstelle weiträumig ab und veranlasste auch, die benachbarte Frankfurter Straße einseitig stadteinwärts zu sperren. Im Zuge der Sicherungsmaßnahmen wurden 2 weitere Personen und ein Hund aus einer angrenzenden Wohnung in Sicherheit gebracht. Gemeinsam mit Baustatikern vor Ort wurde dann versucht, Abschätzungen über die Stabilität des Gebäudes an sich und die noch stehenden Außenmauern zu treffen. Parallel zu den Erkundungs- und Prüfmaßnahmen wurden durch die Feuerwehr lose Dach- und Tragwerksteile, die abzustürzen drohten, mit Hilfe einer Drehleiter und dem Arbeitskorb des Feuerwehrkranes der Berufsfeuerwehr Kassel, entfernt. Ebenso mussten Teile eines angrenzenden Schornsteins abgetragen werden.
Im weiteren Einsatzverlauf stellte sich glücklicherweise heraus, dass an der Einsatzstelle keine weiteren Personen zu Schaden gekommen waren.
Durch die an der Einsatzstelle eingebundenen Statiker sowie den Fachberater Bau des Technischen Hilfswerks konnte festgestellt werden, dass eine weitere Schadensausbreitung nicht zu erwarten ist und somit die benachbarte Straße wieder freigegeben werden konnte. Aufgrund der vorliegenden Schadenslage können jedoch die Kirche sowie die angrenzenden Büro- und Wohnräume bis auf Weiteres nicht betreten werden. Auch wurde ein Sicherheitsbereich rund um die Kirche abgesperrt, der in den nächsten Tagen nicht betreten werden kann. Die Feuerwehr Kassel war mit rd. 45 Einsatzkräften vor Ort. Die Schadenshöhe kann derzeit nicht beziffert werden. Das Kirchengebäude an sich, die Einrichtung sowie die darin befindliche Orgel sind jedoch schwer beschädigt. Eine Ursache für den Einsturz muss durch Fachkräfte in den folgenden Tagen untersucht werden. Die Feuerwehr Kassel war während des Einsatzes zusätzlich besonders gefordert, da parallel zu diesem Einsatz noch weitere Einsätze wie beispielsweise zwei gemeldete Wohnungsbrände abzuarbeiten waren.
Quelle: Stadt Kassel, Berufsfeuerwehr
Nach dem Einsturz des Daches der Elisabethkirche in Kassel haben sich Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber und Generalvikar Prälat Christof Steinert vor Ort ein Bild von der aktuellen Situation gemacht. Bei ihrem Solidaritätsbesuch brachten sie ihre Verbundenheit und Nähe zu den Menschen in der Pfarrgemeinde St. Elisabeth und dem besonderen Kirchort im Zentrum der Kasseler Innenstadt zum Ausdruck.
„Wir sind vor allem froh und dankbar, dass niemand verletzt wurde“, betonten Bischof Dr. Michael Gerber, Generalvikar Prälat Christof Steinert und der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates der Pfarrei St. Elisabeth, Franz Bartmann, beim gemeinsamen Besuch der Elisabethkirche am Kasseler Friedrichsplatz. Per Handy live dazugeschaltet war Pfarrer André Lemmer, der sich aktuell mit einer Gruppe auf einer Bildungsreise im Ausland befindet. Auch er zeigte sich tief betroffen von den Bildern der Zerstörung und gleichzeitig dankbar für das Engagement der Helfer vor Ort sowie die breite Unterstützung und Solidarität aus der Kasseler Gesellschaft.
Unterstützung und Solidarität
Zu den ersten, die bereits am Montag ihr Mitgefühl ausgedrückt und konkrete Unterstützung angeboten hatten, gehörten die Schwestern und Brüder der evangelischen Kirche in Kassel. Beim gemeinsamen Ortsbesuch am Friedrichsplatz am Dienstagvormittag drückte die Dekanin des evangelischen Stadtkirchenkreises Kassel, Barbara Heinrich, dies auch noch einmal persönlich aus.
Bischof Gerber machte deutlich, dass es nun zuerst vor allem darum gehe, den Menschen in der Kirchengemeinde und weiteren, für die der Kirchort wichtig ist, Mut zu machen und ihnen Verbundenheit zu signalisieren. „An der Kirche hängen viele Erinnerungen und Emotionen“, betonte Gerber, der Ende der kommenden Woche auch zum Elisabethtag in Kassel kommen wird. Er selbst hat die Elisabethkirche zum Beispiel stark als Obdach für Künstlerinnen in Künstler in Erinnerung, die dort in einer frühen Phase der Corona-Pandemie mit ausreichend Abstand proben und ihre Werke zeigen konnten.
Aktuelle Situation
Aktuell untersucht ein Statiker das Gebäude, auch die Bauexperten des Bistums Fulda sind seit Montag vor Ort. In den kommenden Tagen soll das beschädigte Dach aus dem Kirchenraum entfernt sowie eine provisorische Überdachung aufgebaut werden, die den Kirchenbau und das Inventar erst einmal vor Witterungseinflüssen schützt, erklärte Generalvikar Steinert. Als nächste Schritte stehen dann Fragen nach den Notwendigkeiten und Möglichkeiten für die Zukunft an. Daran beteiligt sind dann auch selbstverständlich Techniker und Bauexperten sowie im Anschluss die zuständigen Gremien. Ebenso werden die Bau-Experten auch die Schadenshöhe ermitteln und mit aller gebotenen Sorgfalt an die Ursachenforschung gehen.
Die Dachkonstruktion der Kirche wurde häufig baufachlich untersucht. Die letzte Überprüfung fand im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit der Kunstinstallation statt, berichtete Franz Bartmann vom Kirchenvorstand. Dabei seien keinerlei Mängel oder Schäden am Bauwerk aufgefallen.
Ein besonderer, kultureller Ort
Die ursprüngliche Elisabethkirche in Kassel wurde von 1770 bis 1777 erbaut, im zweiten Weltkrieg zerstört und danach auf der anderen Seite des Friedrichsplatzes wieder aufgebaut. Als Kasseler Innenstadtkirche ist sie ein besonderer Ort, der sich immer wieder zu den Menschen in der Gesellschaft öffnet. Sie ist dabei auch eine Begegnungskirche für die Kirchengemeinde und für viele muttersprachliche Christinnen und Christen, die in Kassel eine neue Heimat gefunden haben und Gottesdienste in ihrer Sprache feiern möchten. Auf besondere Art und Weise ist die Elisabethkirche auch eine Kunst- und Kulturkirche, die mit vielen öffentlichen Arrangements, Konzerten und Veranstaltungen interessierte Menschen anzieht und begeistert. In der Kasseler documenta-Zeit wurden in den vergangenen Jahren jeweils begleitende Gegenwartskunst-Ausstellungen im Kirchraum gezeigt. Zuletzt im vergangenen Jahr die Installation „Poem of Pearls“ der Künstlerin Birthe Blauth. www.bistum-fulda.de
Fotos: Bistum Fulda / Burkhard Beintken und Elisabethkirche / Marcus Leitschuh