25. Feb 2023
Friedrich II. von Hessen-Kassel erstrahlt bald wieder in neuem Glanz. Die Statue aus dem 18. Jahrhundert wurde in den letzten Monaten generalüberholt, sodass sie in den nächsten Jahrzehnten weiter Wind und Wetter trotzen kann. Derzeit laufen noch letzte Arbeiten, Ende März soll das Gerüst abgebaut werden. Die Sanierung der landeseigenen Statue erfolgte in enger Kooperation des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen mit dem Amt für Hochbau der Stadt Kassel.
Nach einer grundständigen Reinigung des Denkmals im Herbst 2022 wurden vom beauftragten Restaurator folgende Schäden festgestellt: biogener Bewuchs (Flechten, Algen und Moose), offene Fugen zwischen den Steinblöcken sowie Risse im Marmor im Bereich des linken Armes der Figur und den Falten des Mantels. Durch die offenen Fugen und Risse kann die Feuchtigkeit in das Innere der Skulptur eindringen und Schäden unter anderen durch Eissprengung hervorrufen. Zudem bestanden Schäden am Postament (Sockel), insbesondere am Gesims mit Absanden, Rissen, abbröckelnden Teilen sowie starker Versalzung.
Nach der Analyse und Kartierung der Schäden, wurde gemeinsam mit der zuständigen Denkmalpflege ein Sanierungskonzept ausgearbeitet, das primär eine sogenannte präventive Konservierung des Denkmals vorsah. Das bedeutet, dass ein Katalog an Maßnahmen zur Sicherung und Vorbeugung weiterer Schäden entwickelt wurde. Im Detail waren folgende Schritte vorgesehen:
Vorsichtiges Entfernen von Flechten, Algen und Moosen mit Wasserstrahl
Entfernen von nicht mehr funktionierender Verfugung zwischen den Steinelementen
Öffnung der Risse und Fugen, Aufarbeitung, Schließung und Sicherung durch Injektionen mit geeignetem Material
Verstärkung statisch relevanter Teile durch Setzen von nicht korrodierenden Nadeln
Überarbeitung geschädigter Bereiche vom Postamentgesims durch Setzen von Vierungen (steinerne Ersatzstücke)
Herstellung der nicht mehr vorhandenen Blechabdeckung vom Postamentgesims
Fachpersonal vom Steinmetzbetrieb Feldbusch reinigte mit einem Wasserstrahl das Denkmal und entfernte Graffitispuren am Sockel. Die festgestellten Risse hatten eine Gesamtlänge von 100 m. Die Arbeiten erforderten ebenso viel Handarbeit wie Fingerspitzengefühl. Die Konservierungsarbeiten konnten durch die Einhausung auch bei schlechter Witterung durchgeführt werden. Allerdings benötigen verschiedene Arbeitsgänge wie etwa die eingesetzten Mörtel und Kleber Temperaturen über fünf Grad.
Das Denkmal steht auf einer städtischen Fläche, befindet sich aber im Eigentum des Landes Hessen. Die Sanierungsarbeiten werden von der Stadt Kassel in Kooperation mit dem Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen durchgeführt und von diesem finanziert. Die Kosten belaufen sich voraussichtlich auf etwa 105.000 Euro brutto belaufen. Die Abrüstung ist im Zeitraum von Mittwoch, 29. März, bis Freitag, 31. März, geplant.
Hintergrund:
Die Marmorstatue Friedrichs II. hatte der Kasseler Hofbildhauer Johann August Nahl d. Ä. (1710-1781) geschaffen. Sie wurde aber erst nach dem Tod des Bildhauers von seinem Sohn beendet. Als Material wurde weißer Marmor aus Carrara verwendet. Die Skulptur wurde aus 5 Blöcken zusammengefügt: 3 Hauptsegmente etwa 120 cm hoch, 2 Blöcke für Kopf und Hand. Die Aufstellung der Figur mit Blickrichtung Fridericianum erfolgte am 14.08.1783, dem Geburtstag des Landgrafen. 25 Jahre später, während der französischen Besetzung, wurde die Skulptur abgebaut, in Stücke zerlegt, der ursprüngliche weiße Sockel aus Carrara Marmor zweckentfremdet.
Bei der Neuaufstellung (1817/18) auf dem von Heinrich Christoph Jussow entworfenen Sockel aus rotem Wesersandstein wurde die Figur um 180 Grad gedreht (Blick Richtung Unterneustadt). Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Denkmal abgebaut und nach dem Krieg wieder mit Blickrichtung zum Fridericianum an einer dezentralen Stelle auf dem Friedrichsplatz aufgebaut.